Auf meinen letzten Blog „Ein guter Tag“ haben mir viele Freunde und Bekannte geschrieben. Dafür danke ich Euch allen.
Viele Menschen haben uns Mut gemacht durch ihre spontanen Wünsche vor der Fahrt nach Kiel. Das hat gut getan. Danke.
Viele Menschen haben mir zu meinem neuen Buch „Der Traum vom eigenen Buch“ gratuliert. Darüber habe ich mich gefreut. Danke.
Viele Menschen haben inzwischen nachgefragt, wie es meinem Mann denn geht, ob der Klinikbesuch etwas gebracht hat. Auch dafür danke ich.
Hier nun meine Antwort, da ich nicht jedem einzeln schreiben kann: Wir waren gar nicht in Kiel. Ich hatte einen Plan gemacht und mit der Pflegerin meines Mannes abgestimmt.
Alles hat geklappt, das Taxi war für halb zehn bestellt, der Taxischein vorhanden, die Tasche mit den Utensilien für unterwegs und die Klinik war gepackt. Nur der Körper meines Mannes hat nicht mitgespielt.
An dem Tag wurde mein Mann um sieben Uhr statt wie sonst um zehn Uhr morgens geweckt. Man kann den Menschen aus dem Bett holen und alles so machen wie sonst – aber der Körper lässt sich nicht verstellen wie ein Wecker.
Um viertel nach neun habe ich in der Uniklinik angerufen, den Termin abgesagt und gefragt, ob wir an einem anderen Tag auch einen späteren Termin haben könnten. Nein, das ginge nicht, der Professor hätte nur bis dreizehn Uhr Sprechstunde, hieß es.
An diesem Tag war das eine „verkürzte“ Sprechstunde, am ersten Tag nach seinem Osterurlaub. Der Professor hätte sowieso nur wenig Zeit für uns gehabt. Was hätten wir in dieser Zeit mit ihm besprechen können? Man hatte uns schon zwei Tage vorher angerufen und gefragt, ob wir am Donnerstag um zehn Uhr da sein könnten – mit Wartezeit. Ich hatte erklärt, warum wir das nicht könnten, dass mein Mann krank sei, wir ihn nur mit Hilfe in ein Taxi bewegen könnten.
Wir waren beide sehr gestresst von diesem Unternehmen, das dann schließlich gestoppt wurde. Schon am Tag zuvor waren wir beide angespannt und ein wenig aufgeregt. Und der Körper hat sich auch nach vielen Stunden, erst am nächsten Tag, wieder normalisiert. Sogar Senta, unsere Berner Sennenhündin, muss das gespürt haben. Sie hat in der Nacht vor dem Klinikbesuch – entgegen ihrer Gewohnheit, direkt vor unserem Schlafzimmer geschlafen.
Ich habe gelernt, dass es richtig ist, auf den Körper zu hören. Ich habe bis heute nachgedacht und auch mit unserem Hausarzt gesprochen, ob und wie wir diesen Besuch beim Professor für Neurochirurgie demnächst durchführen sollten.
Mein Mann scheint ganz zufrieden zu sein, weil er wieder seinen gewohnten Rhythmus hat. Deswegen waren wir ja vor zweieinhalb Jahren nach Fehmarn umgezogen. Und inzwischen haben wir unseren Rhythmus gefunden, mit dem wir uns wohl fühlen. Dazu gehört das Aufstehen meines Mannes jeden Tag um zehn Uhr, wenn die Pflegerin kommt. Und sein Körper hat sich an die Ordnung gewöhnt.
Rhythmusstörungen? Ja, das waren Rhythmusstörungen – aber durchaus im positiven Sinne. Wir haben inzwischen gelernt, auf den eigenen Körper, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und danach zu handeln, nicht nach irgendwelchen von außen gesetzten Terminen oder sonstigen Vorgaben.
Ist nicht die individuelle Lebensweise viel wichtiger für die Gesundheit als Ärzte, Kliniken und Medikamente? Diese Rhythmusstörung hat mich daran erinnert, wie mein Mann vor fast vier Jahren in der Klinik erst richtig krank geworden ist. Sie hat meinen Blick darauf gerichtet, was damals möglicherweise seiner Gesundheit geschadet hat.
Diese Rhythmusstörung hat mich gelehrt, was es eigentlich bedeutet, gesund zu sein und gesund zu leben. Und dass eine solche Störung Stress erzeugt, der dem Menschen schaden kann – auch dem vermeintlich gesunden Angehörigen, also mir. Ich habe mich noch zwei Tage danach wie gerädert gefühlt, obwohl wir die Reise nach Kiel gar nicht angetreten hatten. (Nur für diejenigen, die die örtlichen Verhältnisse hier nicht kennen: Kiel ist nur ca. 85 km entfernt von Neujellingsdorf, aber man fährt mindestens eineinhalb Stunden dorthin).
Als der Hausarzt neulich da war, erklärte mein Mann, er hätte keine Beschwerden und sei gesund. Ist das nicht schön? Und während seine Therapeutin da war, ist er eine viertel Stunde lang Fahrrad gefahren – natürlich im Sitzen, auf seinen Pedalen. Als er nicht mehr wollte, hat er einfach aufgehört und wurde wieder auf die Liege gelegt, wo die Therapeutin die wohltuende Behandlung fortgesetzt hat.