Es hatte allerhand Stress gegeben für mich in den letzten Tagen – viele positive Ereignisse, und eigentlich hatte immer alles geklappt, so wie ich es gewünscht hatte. Drei neue Bücher waren innerhalb von sechs Tagen erschienen, das ist schon etwas. Und an manchen Tagen blieb am Abend noch vieles auf dem Schreibtisch liegen, was ich nicht mehr bearbeiten konnte. Einfach, weil ich erschöpft und müde war.
Dafür wurde ich oft am frühen Morgen wach und dachte an Dinge, die noch nicht so gut liefen. Vor dem Einschlafen las ich immer in dem Buch von Louise Hay „Das Leben lieben“. Und wenn ich in aller Frühe wach wurde, las ich die Passage „Ich mache das Beste aus allem, was ich erlebe“. Die zugehörige Affirmation lautet:
„Aus dieser Situation entsteht für alle Beteiligten nur Gutes. Es gibt eine für alle befriedigende Lösung. Alles ist gut, und mir kann nichts geschehen.“
Durch diese Affirmation gelang es mir, die Ruhe zu bewahren und darauf zu vertrauen, dass das Universum die beste Lösung finden würde.
Gestern aber, am Freitag, wachte ich nach einer „Nachtschicht“ am Schreibtisch wieder früh auf und kam nicht richtig zur Ruhe. Viele Fragen beschäftigten mich, die später im Tageslicht eher belanglos wirkten. Nach dem Aufstehen passierten ein paar Dinge, die ich so nicht erwartet hatte. Alles entwickelte sich zum Besten, aber trotzdem kamen ein paar negative Gedanken auf, so sehr ich mich auch bemügte, alles so positiv zu sehen, wie es war.
Ich ging die Treppe hinunter, und – oh Schreck – fiel der Länge nach hin auf den Steinfußboden. Ich war über Bücherpakete gefallen, die im Weg standen. Im ersten Moment wollte ich weinen, aber dann fiel mir ein, dass niemand zuhören würde. Und ich testete, was ich mir weh getan hatte. Das rechte Knie schmerzte ein wenig, aber die Hose war heil geblieben, ich war so gefallen, dass der Aufprall neben dem Knie geschah. Das tat etwas weh, aber ich konnte aufstehen.
Ich probierte, die Treppe hinauf und hinunter zu gehen, das klappte ohne Weiteres. Und laufen konnte ich auch. Bis auf einen kleinen blauen Fleck am Knie war nichts zu sehen. Ich dachte mir, dass das nur ein „Warnschuss“ gewesen war, eigentlich war nichts Schlimmes passiert. Ich schwor mir, demnächst mehr auf mich zu achten: Genügend zu schlafen, etwas zu essen, nicht nervös zu werden, wenn jemand nicht pünktlich kam, und vor allem darauf zu achten, was mir im Weg stand.
Heute morgen schmerzte die Stelle neben dem Knie ein wenig, ich schaute bei Louise Hay nach, aber „Prellung“ stand nicht in ihrem Verzeichnis. Na ja, eine Prellung hat ja wohl auch keine seelischen Ursachen. Also verrieb ich ein wenig Schmerzöl auf dem Knie. Aber dann dachte ich daran, dass ich mit Senta heute einen schönen Spaziergang machen wollte.
„Oh nein, das kannst Du nicht machen, dann wird Dein Knie schlimmer“, sagte mir eine Freundin, der ich davon erzählte. Und ich stellte mir schon vor, dass ich nicht mehr laufen und über die Treppe gehen könnte. „Nimm einfach Traumeel, das hast Du doch im Haus“, sagte sie. „Jetzt gleich eine Tablette, und dann jede halbe Stunde eine, und dann wird es zum Abend sicher besser mit Deinen Schmerzen.“
Brav schrieb ich auf einen Zettel, was mir meine Freundin, die in Homöopathie erfahren ist, gesagt hatte. Dann aß ich etwas – wie jeden Samstag teilte ich mir mit Senta ein Brötchen mit Honig-Sahne-Leberwurst. Die Sonne leuchtete in die Fenster, und ich sagte zu Senta: „Gleich gehen wir spazieren, wir gehen ans Meer!!“
Die Worte „spazieren“ und „Meer“ lösen bei Senta immer Freudensprünge aus, und ich freute mich auch. Denn wir waren die ganze Woche lang gar nicht oder nur kurz spazieren gegangen. Die Schachtel mit den Traumeel-Tabletten packte ich wieder in die Schublade.
Wir gingen der Sonne entgegen, über den schönen Wiesenweg. Mein Knie schmerzte kaum, und je näher wir dem Meer kamen, desto schneller lief Senta.
Die Sonne strahlte, der Himmel war blau, das Meer war ganz weit zurück gewichen und Senta konnte weit hinein laufen, ohne allzu nass zu werden.
Ich machte ein Foto und schickte es meiner Freundin mit den Worten:
„Besser als Traumeel: das Meer“.
Denn ich hatte überhaupt keine Schmerzen, die Freude beim Anblick des Meeres war so groß, außerdem behinderte mich die Prellung auch gar nicht. Wir liefen am Ufer entlang, immer weiter, bis zu dem kleinen Strand, den wir so lieben. Senta wartete immer auf mich, bevor sie weiter lief. Ein Mann und sein Kind liefen durch den Schlick und sammelten dort etwas in einen Eimer ein. Das erinnerte mich an unsere früheren Ferien in der Normandie, wo am späten Nachmittag immer die „Fruits de Mer“ gesammelt wurden, die wir später zum Abendessen serviert bekamen.
Und dann kamen wir an eine Stelle, wo ich stehen blieb, weil der Anblick so schön war: Dunkle Steine ragten aus dem sonnenbeschienenen Sand, das Wasser war weit entfernt. Das erinnerte mich an unsere früheren Urlaube in der Bretagne. Eine sehr schöne Erinnerung war das für mich. Und ich war voller Dankbarkeit, dass ich all das durch Hans Christian erlebt hatte: die wunderbaren Landschaften der Normandie und der Bretagne, wo wir direkt am Meer gewohnt hatten. Und dann unser Umzug nach Fehmarn, wo wir jeden Tag das Meer in seiner vielfältigen Schönheit erleben können.
Ich war einfach glücklich. Schmerzen hatte ich überhaupt keine mehr, auch nicht auf dem Nachhauseweg. Immerhin sind wir fast 6 km gelaufen. Und heute Abend, nach einem schönen Film, den ich gemütlich mit Senta auf dem Sofa angeschaut habe, geht es mir richtig gut. Auch ohne Traumeel. Und deshalb habe ich diesen Blog geschrieben.
Ich wünsche Euch einen schönen dritten Advent!