IMG_6982Vor ein paar Tagen habe ich meinen 63. Geburtstag gefeiert – zum zweiten Male war ich mit meiner Hündin Senta alleine beim Hineinfeiern, und doch hat sich so vieles verändert im vergangenen Jahr. Einige alte und neue Freunde gratulierten mir direkt nach Mitternacht – welche Freude. Ich fühlte mich überhaupt nicht alleine, sondern war glücklich. Denn über ein Jahr nach dem Tode meines Mannes Hans Christian habe ich jetzt endlich das sichere Gefühl, ich selbst zu sein. Und ich fühle mich wohl in meinem neuen Leben.

63 Jahre alt bin ich nun – ich denke daran, wie mein alter Schulleiter und ehemaliger Deutsch-, Philosophie- und Englischlehrer vor genau 30 Jahren gesagt hat: mit 63 kann man ohne Angabe von Gründen in Pension gehen. Er hat das auch getan und ist heute mit 93 immer noch sehr lebensfroh. In diesem Jahr rief er mich zum Geburtstag an, weil er mir nicht wie sonst einen Brief mit der Hand schreiben konnte. Auch nehme er jetzt gelegentlich einen Stock beim Gehen, meinte er.

Ich denke an eine Bekannte in meinem Alter, die die Monate bis zu ihrer Pensionierung zählt und schon darüber nachdenkt, wie sie demnächst mal ihren Pflegeheimplatz bezahlen soll. Eine andere Bekannte, wie ich seit kurzer Zeit Witwe, traut sich nicht, mit dem Zug eine kleine Reise zu machen – sie ist jetzt 66. Eine jüngere Bekannte hatte mich einmal gefragt, warum ich das bloß mache, in diesem Alter noch einen Verlag zu gründen und selbstständig ein Unternehmen aufzubauen. Es wäre doch an der Zeit, sich auszuruhen. Eine andere jüngere Bekannte aber meinte, dass ich ihr immer jünger vorkäme, seitdem sie mich vor einem halben Jahr kennengelernt hätte.

63 Jahre, das sind 3mal 3 mal 7 Jahre. In meinem Lieblingsbuch „Wenn du es eilig hast, gehe langsam“ des gleichaltrigen Lothar Seiwert, dem führenden Experten für Zeit- und Lebensmanagement, findet sich die Theorie der Lebenszyklen, die besagt, dass der Mensch etwa alle sieben Jahre in ein neues Stadium der Persönlichkeitsentwicklung eintritt. Demnach wären die letzten sieben Jahre für mich eine Übergangszeit gewesen, der nun eine Phase der Stabilität folgt.

Dazu passt sehr gut der Ausspruch eines Bekannten: „2015 wird der Start in Ihr bestes Jahrzehnt sein.“

63 Jahre – das ist auch 3mal 21 Jahre. Mit 21 Jahren – 2 Jahre nach dem Abitur – wurde ich 1973 volljährig. So richtig kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Ich habe studiert und mit 22 Jahren begonnen, neben dem Studium zu unterrichten. Das war eine große Chance für meine berufliche Entwicklung, die mir dieser heute 93jährige Schulleiter damals gegeben hat.

Mit 2mal 21, also 42 Jahren, hatte ich bereits 8 Jahre lang das zweithöchste Amt in der Laufbahn einer Gymnasiallehrerin erreicht, ich war Studiendirektorin, und bereits mit 35 Jahren schon Schulleiterin gewesen. Bis ich feststellte, dass dieser Beruf nicht das war, was ich wollte. Ich begann ein Promotionsstudium, um als Professorin an einer Hochschule junge Musiklehrer auszubilden und dazu beizutragen, den Musikunterricht an den Schulen ein wenig besser zu machen.

Das Leben zeigte mir einen anderen Weg, mit 51 Jahren verließ ich den Schuldienst. Mein Mann und ich zogen um vom Niederrhein nach Bamberg, wo wir ein paar Jahre ein glückliches Leben als „Jung-Senioren“ lebten, uns unsere Träume erfüllten: eine große, aber unbequeme Jugendstilwohnung, Bücher und Bücherregale, so viel wir wollten, einen wundervollen Flügel, Konzertbesuche und Reisen, wann immer wir wollten. Bis mein Mann krank wurde und wir in eine „barrierefreie, seniorengerechte“ Neubauwohnung mit allem Komfort umzogen.

Ein Jahr später dann zogen wir wegen der fortschreitenden Krankheit meines Mannes nochmals um nach Fehmarn, in ein Haus mit Garten auf dem Lande. Das schien zunächst mal etwas unbequemer zu sein, war aber aus heutiger Sicht eine sehr gute Entscheidung. Wir bekamen sogar ein Hündchen, zogen unsere Berner Sennenhündin Senta vom Welpenalter an auf. Eigentlich war das etwas, was man im „fortgeschrittenen Alter“ nicht mehr tut. Und dann gründete ich auch noch meinen Verlag – mit 58 Jahren. Es war eine bewegte Zeit, eine Übergangszeit in meinem Leben.

Das letzte Jahr war für mich voll der Trauer um meinen Mann. Gleichzeitig war es voller Arbeit, die ja bekanntlich ablenkt, die für mich aber auch notwendig war, weil ich nun plötzlich alleinige Eigentümerin eines schönen Hauses und eines aufstrebenden Verlages war. Ich habe viele Erfahrungen und manche Fehler gemacht, und dabei das Vertrauen in das Leben gelernt. Auch habe ich gelernt, gute von weniger guten Freunden und Beratern zu unterscheiden, mich von Menschen, die mir nicht gut tun, zu verabschieden und vieles loszulassen, was sich als Ballast im Leben erweist.

Nun mit 63 sollte also eine Phase der Stabilität beginnen, meine Perspektive auf die Zukunft hat sich verändert: nicht bis zum „offiziellen“ Rentenalter mit 65 als Autorin und Verlegerin zu arbeiten, sondern wenigstens 25 weitere Jahre. Denn ich habe entdeckt, dass Louise Hay, mein großes Vorbild, auch erst mit 58 Jahren ihren Verlag gegründet hat und nun mittlerweile 30 Jahre lang führt, natürlich mit der Unterstützung jüngerer Mitarbeiter und Co-Autoren. In nochmal 21 Jahren wäre ich 84, ich glaube, dass mir die Ideen bis dahin nicht ausgehen werden.

In den letzten Tagen sind mir – wie durch Zufall – einige ermutigende Beispiele älterer Frauen mit einem bemerkenswerten Leben begegnet:

Auch in meinem Verlag gibt es bewundernswerte ältere Frauen, wie Ottilie Krafczyk, die mit 80 Jahren ihr erstes Buch „Starke Frauen und die Liebe“ schrieb, Astrid Girgensohn, die mit 75 Jahren ein Buch über ihren Ritt von der Ostsee bis an den Atlantik publizierte, oder Gunda Dinklage, deren Buch über ihre erste Weltreise mit 70 demnächst erscheinen wird.

Nun werde ich noch verraten, was ich neben vielen wundervollen Blumen, schönen Dingen und leckeren Geschenken zum Geburtstag bekommen habe: Das Buch „Life loves you“  und die Film-DVD „Ihr Weg zum erfüllten Leben – Das Geheimnis wahren Reichtums“ von Louise Hay, das Buch „Ein Garten für die Seele“ von Susanne Oswald und das Buch „Buddha räumt auf – Wie man mit weniger glücklich wird“ von Regina Tödter. Diese Bücher sind richtungsweisend für den nächsten Lebensabschnitt genau wie die Gemüsespaghettimaschine und das zugehörige Rezeptbuch – denn gesunde Ernährung scheint etwas ganz Wichtiges beim Älterwerden zu sein.
IMG_7077Niemals hätte ich vor 21 Jahren gedacht, dass ich mal glücklich über meinen eigenen Garten und eine Berner Sennenhündin sein würde.

IMG_7441IMG_7061Übrigens hatte ich mir vor fünf Jahren vorgenommen, spätestens an meinem 64. Geburtstag auf Fehmarn zu wohnen. Nun, dieses Ziel habe ich schon mal erreicht.

Für alles andere wird das Leben sorgen.

Ich möchte allen Menschen, die mir diesen schönen Tag bereitet haben, ganz herzlich danken. So viele Briefe, Emails, Karten, Einträge bei Facebook, XING, Seniorentreff, so schöne Anrufe, Besuche, Musik und Geschenke – so viel Liebe!

Ich bin überwältigt von all den lieben Glückwünschen zu meinem Geburtstag und möchte heute – drei Tage danach – einfach all mein Glück mit Euch/Ihnen teilen.

Ich wünsche Euch/Ihnen ein frohes Pfingstfest.

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