Heute fand mal wieder ein Klönschnack im Café Jedermann in Burg statt: Helga aus dem Saarland verbringt wieder mit ihrem Mann ihren Urlaub auf Fehmarn, und dann treffen wir uns immer zu dritt mit Birgit. Das geht nun schon seit 6 Jahren so. Marcus, der Chef vom Café Jedermann, sagte, er hätte die Stachelbeerbaisertorte versteckt, damit wir mal etwas anderes probieren können. Und so gab es heute Himbeerjoghurttorte.
Wir erinnerten uns an den „Fehmarnschen Klönschnack“, über den ich am 16. September 2010 einen Blogartikel geschrieben hatte. Dieser wurde dann ein Kapitel in meinem Buch „Strandallee – Ein Weg zum Glück“, in dem ich in jenem Sommer über unseren Umzug auf die Sonneninsel Fehmarn berichtet habe.
Fehmarnscher Klönschnack
Vor einigen Tagen schrieb mir Ruth aus dem Seniorentreff, sie käme für einen Tag nach Fehmarn. Sie wollte sich am Mittwoch zwischen 14 und 15 Uhr im Café Jedermann in Burg mit Birgit und mir treffen.
Auch Hans Christian hatte Lust mitzukommen, und so schrieb ich, dass wir wohl nicht vor 15 Uhr da sein könnten. Denn er ist manchmal recht langsam. Ich fuhr vorher schon am Café vorbei, suchte einen rollstuhlgerechten Parkplatz und sah zwei Stufen an der Tür zum Café. Egal, dachte ich, warum nicht? Ein Café Jedermann wird sicher auch für einen Rollstuhlfahrer zugänglich sein.
Am Mittwoch ging dann alles überraschend schnell. Wir wären schon um 14 Uhr gestartet, wenn es nicht gerade einen heftigen Sturzregen gegeben hätte. Hans Christian sagte: „Ach, du immer mit Deinen Freundinnen aus dem Seniorentreff“, aber er war richtig gespannt.
Ich schob den Rollstuhl vom Parkplatz aus durch das Kaufhaus Stolz, dann über das Kopfsteinpflaster der Ohrtstraße zum Café. Es gab nur eine Stufe, und ich öffnete die Tür, um einen jungen Mann zu bitten, mir zu helfen. Aber der sagte uns, wir könnte hinten herum, durch den Biergarten, ohne Stufe ins Café gelangen.
Gesagt, getan, die Bedienung lächelte uns zu, aber wo waren meine ST-Freundinnen? Mir fiel ein, dass ich Ruth noch nie gesehen hatte. Als ich Hans Christians Rollstuhl durch das Café schob, entdeckte ich Birgits Kopf hinter einer netten Dame an einem Tisch neben der Tür. Sie hatten nach uns Ausschau gehalten, um uns helfen zu können.
Und sogleich gab es eine herzliche Begrüßung und Umarmung: Ruth strahlte, als hätten wir uns gerade mal ein paar Tage nicht gesehen. Ihr Mann Saul freute sich genauso, Birgit und ich natürlich auch – und Hans Christian lachte glücklich in seinem Rollstuhl. Im Nu saßen wir in gemütlicher Runde beisammen und waren im Gespräch. Gar nicht so einfach, etwas zu verstehen bei fünf lebhaften, fröhlichen Menschen.
Das Wichtigste war die Auswahl des Kuchens – das Café Jedermann bietet hausgemachte Kuchen und Torten an. Birgit empfahl Stachelbeer-Baiser, ich fuhr mit Hans Christian zur Torten-Theke. Tolle Torten waren da zu sehen, ich wählte auch Stachelbeer-Baiser – ein riesiges Tortenstück wurde auf einen Teller geladen. Und Hans Christian? Er, der keine Sahne mag, wie er immer sagt, wählte ebenfalls Stachelbeer-Baiser.
Später hat er sich das riesige Tortenstück schmecken lassen, trotz oder wegen der Sahne, während wir drei ST-Freundinnen nicht wussten, ob wir lieber reden oder essen sollten. Es gab leckeren Kaffee in großen Bechern dazu – man brauchte viel zum Trinken, damit die Stimmbänder nicht austrockneten. Gibt es das? Man hat sich noch nie gesehen und ist gleich im intensiven Gespräch versunken.
Als unsere beiden Männer ihre Tortenstücke verspeist hatten, mischten sie sich in unseren Klönschnack ein. Wir erfuhren, dass der Name von Ruths Mann Saul nach peruanischer Art seinen eigenen Familiennamen und den Mädchennamen seiner Mutter enthielt. Ruth trug ihren deutschen Mädchennamen und den Familiennamen ihres Mannes, und ihr Sohn? Ich weiß es schon gar nicht mehr, so viel haben wir geredet, auch über deutsche Doppelnamen.
Unsere schöne Insel Fehmarn war natürlich auch ein ergiebiges Gesprächsthema. Im Café lag das vor kurzem erschienene „große Buch über Fehmarn“ aus. Es bot für Ruth und Saul viel Interessantes, was Birgit als alt eingesessene Fehmaranerin ihnen gerne erklärte.
Das schönste Thema war unser ST – denn wisst ihr, was „Klönschnack“ bedeutet? Man klönt und schnackt – man sitzt behaglich zusammen, plaudert mit Freunden und Bekannten – und natürlich auch über Freunde und Bekannte. Ein Klönschnack ist etwas ganz Gemütliches, und unserer dauerte mehr als drei Stunden. Das hübsche Café hatte sich gefüllt, wurde wieder etwas leerer, neue Besucher kamen, und wir saßen immer noch beim Klönschnack.
Nun haben wir nicht drei Stunden nur über den Seniorentreff geschnackt. Auch unser bevorstehender Umzug auf die Insel Fehmarn war ein Thema. Am Schluss war schon das Essen für die Einzugsparty geplant …
Was mich wieder einmal überrascht hat, war die Herzlichkeit und Vertrautheit, mit der wir an diesem schönen Nachmittag geklönt und geschnackt haben – obwohl wir uns doch gerade erst persönlich kennen gelernt hatten. Birgit, Hans Christian und ich kannten uns ja schon von früheren Treffen. Ruth und Saul waren mittenmang dabei, als ob wir schon lange gute Freunde wären.
Hans Christian wirkte nach über drei Stunden erfreut und glücklich, war das doch sein erster Ausflug mit dem Rollstuhl in die Hauptstadt unserer Insel gewesen! Und der fehmarnsche Klönschnack mit meinen ST-Freundinnen hatte ihm offenbar gefallen und gut getan.
Wenn ihr Appetit bekommen habt – auf unsere schöne Sonneninsel, auf eine leckeres Stück Torte oder auf einen fehmarnschen Klönschnack, dann kommt mal zu uns ins Café Jedermann in Burg auf Fehmarn!
Aus meinem Buch: Strandallee – Ein Weg zum Glück. Geschichten und Bilder von der Sonneninsel Fehmarn. 2. Aufl., Edition Forsbach 2013, S. 39-41.
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Unser heutiger Klönschnack hat schon Tradition – er findet jedes Jahr im Juni statt. Es ist Erdbeerzeit und so gibt es dann für uns ein Glas Erdbeer-Prosecco. Mein neuer Kalender „Impressionen von der Sonneninsel Fehmarn“ ist schon erschienen und erfreut meine Freundinnen. Diesmal kam noch das neue Buch „Lady on Tour“ dazu, dessen Autorin mit 70 eine Weltreise gemacht haben. Na ja, dafür haben wir drei noch etwas Zeit …
Same procedure as every year Im Nu war es 18 Uhr und es war keine Minute langweilig gewesen!
Wir sehen uns wieder im nächsten Jahr an unserem Stammtisch im Café Jedermann, in Burg auf Fehmarn, Ohrtstraße 25!